Malaysian Motorised Paragliding Tour 2003

Malaysian Motorised Paragliding Tour 2003 (Von Thomas Keller)


Herzliche Gastfreundschaft, Exotik und auf Tuchfühlung mit den höchsten Gebäuden der Welt


Wer kennt sie nicht, die höchsten Gebäude der Welt. Sie sind 452 Meter hoch und Symbol für die malaysische Vision 2020, des aufstrebenden asiatischen Vielvölkerstaates: Die Petronas Twin Towers. Jahr für Jahr werden sie bei Fernsehübertragungen eingeblendet, wenn Michael Schumacher und Co mit ihren Rennwagen ihre Runden beim "Großen Preis von Malaysia" drehen. Auch in dem Spielfilm "Die Falle" mit Sean Connery und Catherine Zeta Jones, wurden die faszinierenden Gebäude gekonnt in Szene gesetzt. Doch nur wenige Menschen hatten bisher die Gelegenheit die Zwillingstürme so zu erleben, wie die Teilnehmer der sechsten "Motorised Paragliding Tour" (MPG-Tour). Und dies vielleicht zum letzten mal! Außerdem berichtet DULV-Motorschirmreferent Thomas Keller über Flüge entlang von herrlichen Sandstränden, beeindruckenden Sümpfen sowie die Entwicklung des Sports in dem tropischen Land.
Informationen über Malaysia
Malaysia besteht aus zwei Teilen etwa gleicher Größe. Der Malaysischen Halbinsel zwischen Thailand und Singapur (West-Malaysia) und dem nordwestlichen Teil der Insel Borneo (Ost-Malaysia). Malaysia ist seit der Unabhängigkeit 1957 eine konstitionelle Wahlmonarchie. Der jetzige Ministerpräsident Dr. Mahathir bin Mohamad ist seit 1981 an der Regierungsmacht. Wegen der Nähe zum Äquator ist Malaysia das ganze Jahr hindurch relativ gleichmäßig feuchtwarm. Die Temperaturen bewegen sich um die 33°C. Von einer Reise an die Ostküste ist in der Zeit von November bis Anfang Februar allerdings abzuraten. Aufgrund des in dieser Zeit übermäßigen Regens und starker Ostwinde sind viele Ressorts geschlossen.
Staatsreligion ist der Islam. Er verbietet den Muslimen u.a. den Alkoholkonsum. Dennoch wird die muslimische Sittenstränge keineswegs übertrieben, sondern moderat ausgelegt. Dies gilt insbesondere für die beiden Bundesstaaten Sarawak und Sabah, auf Borneo. Zu den größten Bevölkerungsgruppen des Landes zählen Malaien, Chinesen und Inder. Zahlreiche ethnische Gruppen Ost- und West-Malaysias ergänzen die Vielfalt der kulturellen Merkmale und Traditionen.
Motorschirmfliegen in Malaysia
Der Motorschirmsport erfreut sich in der aufstrebenden Nation zunehmender Beliebtheit. In kleinen Schritten etabliert sich diese Luftsportart und findet neue Anhänger. Nicht zuletzt durch die seit sechs Jahren statt findende MGP-Tour. Die ersten Flüge mit einem Motorschirm führte Colonel Basir bin Hj. Abd. Rahman im Jahr 1995 durch. Mittlerweile ist der kleine und schmächtige, aber sehr fiedele Mann Vorsitzender der "Malaysian Paramotor Association" (MPA). Der Verband vertritt derzeit die Interessen von 50 lizenzierten Piloten. Für den Herbst des Jahres ist der Beitritt in den nationalen Sportverband geplant. Als weiterer Schritt ist die Aufnahme in die FAI vorgesehen. Momentan bewirbt sich Malaysia neben Polen um die Austragung der World Air Games im Jahr 2005. Mit Ausnahme der MPG-Touren ist das Fliegen mit dem Motorschirm recht eingeschränkt möglich. Zum Einen grenzt Dschungel- und Sumpf-Gelände die Start- und Landemöglichkeiten ein, was insbesondere für das Fliegen in Ost-Malaysia sowie den Highlands in West-Malaysia, gilt. Zum Anderen die rechtlichen Bestimmungen des Landes. So ist zum Fliegen eine NOTAM Freigabe erforderlich. Wer diese umgehen möchte, fliegt am besten in sogenannten "Flying Parks". Diese gestatten zwar keine großen Streckenflüge, sind landschaftlich aber sehr reizvoll. Flying Parks befinden sich u.a. im "De Famosa Water Park" von Melaka oder in Johor, nahe Desaru bzw. Mersing. Der Park in Mersing erlaubt Flüge bis zu einer Entfernung von 35 Kilomentern von der Start- und Landebahn und eine Flughöhe von 600 Metern. Sonst gilt eine maximale Flughöhe von lediglich 150 Metern über Grund und eine Entfernung von der Basis von 5 bis 10 Kilometern. In Malaysia ist eine Motorschirm-Ausbildung vorgeschrieben. Deren zehntägige Dauer umfaßt 40 Stunden Theorie- und Praxisunterricht. Darüber hinaus ist ein Medical der Klasse 3 sowie das Bestehen einer schriftlichen Prüfung notwendig, welche vom Amt für Zivile Luftfahrt abgenommen wird. Für die Ausbildung stehen derzeit lediglich drei Ausbilder zur Verfügung. Beliebt ist das für malaysische Verhältnisse sehr teure Motorschirmfliegen bei Tauchern und Fallschirmspringern. Bei der Auswahl ihres Equipment werden die Piloten vom Verband beraten. Zulassungsbestimmungen existieren nicht. Fast ausschließlich kommen Rucksackmotoren des französischen Herstellers Adventure zum Einsatz. Zurück zu führen ist dieses darauf, dass es derzeit nur einen Motorschim-Importeur im Land gibt, der diese Fabrikate preisbedingt bevorzugt.
Die MPG-Tour 2003
An der diesjährigen vierzehntägigen Motorschirmtour durch Malaysia nahmen Ende April vierzig Motorschirmpiloten aus England, Rußland, Süd-Afrika, Japan, Malaysia und Deutschland teil. Zum sechsten Mal zeichnete sich der eingangs erwähnte Colonel für die Organisation verantwortlich. Unterstützt wurde er von Kommissions-Mitgliedern des Verbandes, diversen Ministerien sowie dem Militär. Die Begeisterung unter der Bevölkerung für den Motorschirm-Sport war überwältigend. Offizielle Empfänge, Ehrungen und Feiern gehörten nahezu zum Tagesprogramm. Starts und Landungen in Stadien oder auf Schulhöfen sowie öffentlichen Plätzen wurden zum Teil von mehreren tausend Zuschauern verfolgt und über Lautsprecher moderiert. Darüber hinaus berichtete die schreibene Zunft fast täglich landesweit von den Flugaktivitäten der Luftsportler. Begleitet wurden sie von zwei Fernsehteams aus Malaysia und Süd-Afrika, die Berichterstattungen in der abendlichen Prime Time planten.
Flüge entlang von Traumstränden und beeindruckenden Sümpfen
Zunächst trafen sich die Teilnehmer für eine Woche im Nordwesten von Borneo, im Bundesstaat Sarawak. Dort waren sie Gast des Ministeriums für Entwicklung, Soziales und Sport, die die Tour nicht nur finanziell, sondern auch personell erheblich unterstützten. Das Militär stellte drei Fahrzeuge inklusive einiger Soldaten, die für die Transporte und die nächtliche Bewachung der Motoren verantwortlich waren, zur Verfügung. Die Tage auf Borneo waren zunächst gekennzeichnet von Flügen entlang der "Mangroven Sümpfe", die sich von der Landeshauptstadt Kuching bis an die Küste des "Südchinesichen Meeres" erstrecken. Durchzogen von beeindruckenden Wasserstrassen wie dem Santubong River, dem River Salak oder dem Sibu River sowie deren vielen kleinen Nebenflüssen. Außenlandungen in diesen nur schwerlich zugänglichen Gelände sollten von den Teilnehmer strikt vermieden werden, zumal die Sümpfe Heimat von zahlreichen Süßwasser-Krokodilen sind. Die meisten Piloten bevorzugten daher auch das Fliegen entlang der kilometerlangen Sandstrände. Wenn gegen Nachmittag die feuchten Luftmassen aus den Sümpfen über den historischen Mount Santubong aufstiegen, bot sich den Piloten ein beeindruckendes Schauspiel, aus Sonne und Nebel. Der Zugverlauf der Nebelschwaden um und über den freistehenden 800 Meter hohen Berg hätte sich bestens für einen Unterricht über Luv und Lee geeignet. Beeindruckend war auch der 50 km lange Überlandflug nach Serian zwecks eines Quartierwechsels. Die Flugroute führte die Piloten erneut entlang der Sümpfe. Dieses mal aber in südlicher Richtung. Mitten in Serian wurden sie auf einem Schulhof von einer riesigen Schülerschar empfangen. Dem Flug folgte ein Bad im nahegelegenen Auffangbecken eines Wasserfalls sowie die obligatorische Einladung zum Lunch. Der anschließende Besuch einer Aufzuchtstation für Orang-Utans stimmte dem gegenüber etwas traurig. Wurde im Rahmen des Besuchs doch deutlich, das diese liebenswerte Tierart vom Aussterben bedroht ist. Insbesondere durch die Einengung des Lebensraumes. Zudem werden viele Jung-Tiere im nahegelegenen Indonesien gefangen und als Haustiere verkauft. Die Piloten dankten dem Ministerium für die hervorragende Organisation der ersten Woche mit Flugvorführungen, einem Formationsflug sowie Starts und Landungen direkt vor dem Ministerium. Eigens hiefür wurden die Straßen rund um das Ministerium abgesperrt. Selbstverständlich stand auch eine Einladung zum Lunch auf dem Programm. Generell kann gesagt werde: Egal wo die Piloten auftauchten, wurden sie mit Getränken und Essen bestens versorgt. Dieses galt für die Landungen an Stränden, wie auch in Stadien oder auf Schulhöfen.
Mit dem Airbus nach West-Malaysia
Für die zweite Tour Woche ging es nach West-Malaysia. Für den Quartierwechsel wurden dieses mal nicht die Rucksackmotoren genutzt, sondern ein Airbus. Der Empfang einer vom Ministerium abgeordneten Delegation am Flughafen von Johor Bharu war überwältigend. Präsente wurden überreicht und eine ca. 20 Personen umfassende Band spielte traditionelle Musik auf. Busse und Militärtransporter wurden auch hier wieder zur Verfügung gestellt. Am Nachmittag bestand die Möglichkeit zu einem ausgiebigen Bad im "pipi-warmen" Südchinesischen Meer. Für den nächsten Tag standen zunächst Flugvorführungen am Stand von Desaru an. Pünktlich zur Begrüßung setzte für etwa eine halbe Stunde Seewind ein und ermöglichte einigen ausgewählten Piloten die Vorstellung des Sports. Danach ging es per Motorschirm vom nahegelegenen UL-Platz zu einem Strand-Ressort, an dem ausgiebig geluncht und geschwommen werden konnte. Für den späten Nachmittag stand die Landung im Stadion von Penawar an. Kurz vor den Landung setzte strömender Regen ein. So konnte den vielen hundert Zuschauern das Motorschirmfliegen nur begingt vorgeführt werden. Nach einem ausgiebigen Coffee Break konnte wer wollte, mit seinem nassen Lappen wieder Richtung Strand-Ressort fliegen. Und siehe da, selbst mit völlig durchnäßtem Tuch läßt sich noch recht gut starten und fliegen. Doch mit dem Einsatz der Steuerleinen sollte man allerdings etwas vorsichtig sein. Es folgten Streckenflüge im landesinneren, zum Teil über ausgedehnte Palmtree Plantagen sowie Flüge entlang der Westküste.
Landung auf historischem Boden
Die letzte Station der Reise führte die Teilnehme nach Kuala Lumpur, der Bundeshauptstadt Malaysias. Wie keine andere Stadt des Landes repräsentiert diese Stadt die Vision 2020, einer Publikation über die wirtschaftlichen Ziele des Landes. Neben modernen Wolkenkratzern prägen koloniale Prachtbauten und das Treiben in der Chinatown das facettenreiche Stadtbild. Kaum mehr für möglich gehalten, erhielten die Piloten für je zwei Stunden am Morgen und Abend des Ostersonntag die Genehmigung, mit ihren Motorschirmen Kuala Lumpur zu überfliegen und mitten in der Stadt zu landen. Und dies nicht zuletzt durch die Zustimmung des Ministerpräsidenten. Man stelle sich dies einmal in Deutschland vor. Das Luftfahrtbundesamt und Gerhard Schröder genehmigen Motorschirmpiloten den Flug um die Frankfurter Skyline, mitten in der Stadt zu landen und der Luftverkehr zum Frankfurter Flughafen wird eigens für die Piloten umgeleitet. Aufgrund der Vorfälle in New York und Frankfurt, war im Gegensatz zu den vergangenen Jahren, der Flugweg genau vorgegeben. Doch nicht jedem der Teilnehmer wurde der Flugspaß zu teil. Auf recht rutschigem Untergrund und bei Windstille gelang am frühen Morgen nur 19 der 40 Piloten das Abheben am Rande der Millionenmetropole. Und dieses bei einer Luft-Temperatur von um die 30°C sowie einer relativen Luftfeuchte von etwa 90%. Doch für die Erfolgreichen war der Flug um, über und insbesondere zwischen den riesigen, im sonnenlicht glänzenden Glas- und Metalltürmen wieder einmal faszinierend. Die Außenlandeflächen beschränkten sich nach überfliegen des Zentralfriedhofs zum Teil auf einzelne innerstädtische Sportplätze. Zunächst umrundeten wir den 421 m hohen Fernsehturm, der 1996 erbaut wurde. Ein gigantisches Gefühl. Danach näherten wir uns den höchsten Gebäuden der Welt. Im Inneren entsprechen sie einem Hochsicherheitstrakt. Bereits vor deren offiziellen Eröffnung im August 1999 wurden die Bauwerke - wie eingangs erwähnt - in dem Film „Verlockende Falle “ als Kulisse für ein spannenden Kinofilm genutzt. Zum Abschluß des Fluges landeten die Luftsportler auf dem historischen Merdeka Square, im Herzen der Millionen Stadt. Auf diesem Gelände erklärte Malaysia am 30. August 1957 seine Unabhängigkeit von Großbritannien. Umgeben ist der Platz von historischen Gebäuden. Im Norden die neugotische Kirche "St. Mary´s Cathedrale", die 1894 erbaut wurde. Zu Linken der "Royal Selangar Club" und zur Rechten das Suldan-Abdul-Samad-Gebäude. Da es für die Organisatoren immer schwieriger wird eine Erlaubnis für dieses Flugerlebnis zu bekommen und zudem im nächsten Jahr der Ministerpräsident aus seinem Amt scheidet, genossen die Piloten das Erlebnis vielleicht zum letzten Mal.
Im Rahmen der Tour wurden auch drei Wertungsaufgaben ausgeflogen. Sie bestanden aus einem Speed Run mit anschließender Ziellandung, Kicking Sticks und Zielabwürfen. Die ersten beiden Aufgaben entschied Thomas Keller für sich. Die Dritte ging an einen südafrikanischen Piloten.
Neben den vielen interessanten Flügen verlangte die straffe Zeitplanung, verbunden mit mehreren Quartierwechseln sowie die tropischen Temperaturen und die hohe Luftfeuchtigkeit den Piloten und dem Equipment einiges ab. Dennoch darf man gespannt sein, was die Organisatoren rund um den Colonel für das nächste Jahr auf die Beine stellen werden.
Tipps für die Einreise nach Malaysia
Für die Einreise nach Malaysia (bis zu 3 Monaten) ist für Deutsche Staatsbürger der Reisepaß ausreichend. Er muß aber noch mindestens 6 Monate gültig sein. Direktflüge werden Malaysia Airlines von Frankfurt nach Kuala Lumpur angeboten. Andere Fluglinien legen i.d.R. Zwischenstopps ein, was mit dem Reisegepäck zu Problemen führen kann. Darüber hinaus unterstützt MAS im Rahmen der MPG-Touren die Piloten mit 20 kg zusätzlichem Freigepäck. Für weitere 20 kg wird nur die Hälfte der Gebühren für Übergepäck erhoben. Diese können aber dennoch recht hoch ausfallen. 15 bis 20 Euro pro kg sind möglich. Mit etwas Glück wird aber ein Auge „zugedrückt“. Des Weiteren wird empfohlen die Motorschirmausrüstung vor dem Reiseantritt bei der Fluggesellschaft anzumelden. Eine leichte Transportbox zum Schutz des Motors ist ratsam. Transporttaschen sind nicht unbedingt zu empfehlen, da Teile weniger gegen Stöße von außen geschützt sind. Tank, Vergaser und Benzinleitungen sind selbstverständlich komplett zu entleeren. Vollsynthetisches Öl ist in Malaysia nur sehr schwierig zu bekommen. Wer insbesondere bei Abstechern in den Dschungel gesundheitlich auf der sicheren Seite sein möchte, sollte eine Malaria Prophylaxe einnehmen.
Kontakt:
Email:
skydive@po.jaring.my
Website:
http://www.skydive.com.my/skydive
Tel :
603-89436571 , 603-79803295
Fax:
603-79436571
Hinweis:
PARAMOTOR ADVENTURE bietet neben der jährlich statt findenden MPG-Tour auch 10-tägige Touren an die West- oder Ostküste Malaysias zum Preis von 800 US$ (ohne Flug) an.