Moschi- EM 2004 in Portugal

Eklat bei der Motorschirm EM in Portugal durch Organisationschaos und Ungleichbehandlung

Dennoch beachtliche Flugleistungen durch Deutsche Teilnehmer



Auch in diesem Jahr wurde die Ultraleichtflug-Europameisterschaft der Classic Classes (Dreiachser und Drachen-Trikes) wieder zusammen mit den drei Motorschirm-Klassen in Castello Branco (Portugal) ausgetragen. Zahlenmäßig den Motorschirmpiloten zwar völlig unterlegen, war die Meisterschaft der Classic Classes gegen über der der Motorschirmpiloten, relativ gut organisiert und ausgestattet. Ihnen fehlte es kaum an etwas. Im Camp der Motorschirmpiloten konnte man von vielen Dingen aber nur träumen. OK, es gab es eine kleine Bar, einen 2 mal 3 Meter großen Pool und Duschen und Toiletten, die ab und an auch gereinigt wurden. Aber das war es dann auch schon! Wie bereits bei der letzten WM in England, wurde das Camp der Motorschirmpiloten etwa 1 km vom Hauptcamp entfernt, erneut ins „Outback“ ausgelagert. Es befand sich auf einem staubigen Schotterplatz, am Rande einer Rennstrecke. Und das auch noch abseits von einem Start- und Landeplatz. Ein zwei Tage vor Beginn der Meisterschaft provisorisch angelegter Sandstartplatz, in der Größe von etwa 100 x 60 Meter, lag etwa einen Kilometer südlich vom Camp. Dem nicht genug. Er wies auch noch ein beachtliches Gefälle in Richtung Westen auf, was Starts in östlicher Richtung nicht gerade erleichterte. Und spätestens nachdem ein Pilot abhob, fühlte man sich eingehüllt von Staub, fast wie unter Tage. Für Starts und Landungen wurde der Platz auch noch in der Hälfte geteilt. Wodurch er für die große Teilnehmerzahl eigentlich viel zu klein wurde. Eine ärztliche Erstversorgung war zunächst ebenso wenig vorhanden, wie ein Windsack. Hinzu kam, dass zunächst auch nur ein Transportfahrzeug vom Veranstalter gestellte wurde, um die Luftsportgeräte vom Camp zum Startgelände transportieren zu können. Selbstorganisation war also gefragt. Schnell machte sich ein Gefühl der „Zweitklassigkeit“ unter den Motorschirmpiloten breit. Erst auf massivem Druck der Teilnehmer wurden schließlich Mietfahrzeuge organisiert. Gleiches galt für einen privat gestellten Windsack und eine Erste Hilfe Versorgung. Im Hinblick auf die beschriebenen organisatorischen Missstände, erscheint jede Vereinsmeisterschaft besser ausgestattet. Auch wurde den Piloten schnell deutlich, dass die Gegend um Castello Branco für internationale Motorschirmwettkämpfe völlig ungeeignet war. Ebene Flächen, um z. B. Präzisionsaufgaben wie z. B. Kicking Sticks durchführen zu können, waren weit und breit nicht anzutreffen. Dazu ein täglich, im Tagesverlauf stark zunehmender Wind, der in dieser Gegend Portugals zur Normalität gehören soll. Man stellte sich die Frage: Was zum Teufel hat die CIMA (International Microlight Association) dazu bewogen, einer internationalen Motorschirm-Meisterschaft in Portugal zu zustimmen?


Das ganze Verhängnis nahm aber spätestens dann seinen Lauf, als deutlich wurde, dass der Wettkampfleiter Mike Campbell-Jones und seine 6 Marshalls, nicht nur durch die schlechten organisatorischen Rahmenbedingungen, mit der Durchführung des Wettbewerbs ihre Probleme hatten. In diesem Zusammenhang sollte aber nicht unerwähnt bleiben, dass für die Classic Classes 24 (!) Marshalls zur Verfügung standen und das technische Equipment für die Auswertung der Aufgaben im Gegensatz zu den Motorschirmklassen stimmte. Es dauerte immerhin vier Tage, bis das Ausmaß der Missstände scheinbar auch den Stewarts der CIMA auffiel. Obwohl einige Teamchefs bereits nach zwei Tagen ihren Unmut über die Organisation des Wettkampfablaufes äußerten. Als dass „Kind“ nach vier Tagen eigentlich schon fast im Brunnen lag, übernahm Keith Negal - seines Zeichen verantwortlicher Motorschirm Stewart bei der EM - kurzerhand die Aufgabe von Mike. Mit Hilfe einiger Teamchefs und Freiwilliger, versuchte er zu retten, was kaum noch zu retten war. Von den anfangs 6 Marshalls quittierte auch noch die zwei Verbliebenen ihren Dienst. Nach zwei weiteren abgebrochenen Task erklärte EM-Organisationchef Calos Trigal vor laufenden Kameras und einiger Anwesenden, die Motorschirm-EM für gescheitert. Daraufhin „besetzten“ viele Motorschirmpiloten, deren Unmut sich über mehrere Tage aufgestaut hatte, spontan die Startfläche der Classic Classes. Auch wurde der Luftraum über dem Platz für mehrere Stunden durch herumfliegende Motorschirme blockiert, um auf die Missstände aufmerksam zu machen. Doch kurze Zeit später wurde die von Carlos angekündigte Aussage scheinbar wieder revidiert. Denn für den Abschlusstag wurden noch zwei weitere Aufgaben für die Motorschirm-Trikes angesetzt. Ziel war: Die für eine Wertung geforderten 6 Tasks zusammen zu bekommen, was dann auch gelang. Doch absoluter Höhepunkt im negativen Sinn war dann die Siegerehrung am Abschlusstag. Die Teilnahme der Motorschirmpiloten und der aktuelle Stand zu deren Wertung wurde mit keiner Silbe erwähnt. Weder vom Organisationsdirektor, noch nahm der ranghöchsten CIMA-Vertreter (Vize-Präsidenten Tomas Backman) zu den Vorfällen und der Wertung Stellung. Der Pokal für die weiteste Anreise wurde an Polen vergeben. Wohl wissend, dass Motorschirmpiloten aus Russland und Bulgarien teilgenommen hatten.


Trotz der organisatorischen Verhältnisse schlugen sich die deutschen Piloten wacker. So lag das Motorschirm-Trike Team, bestehend aus Gunar Barthel und Thomas Keller, auf Platz drei der Nationenwertung. Ebenfalls auf Medaillenrang war Thomas in der Einzelwertung der Motorschirm-Trikes (einsitzig). Er belegte mit einem Fresh Breeze Flyke mit deutlichem Vorsprung vor Michala Marchartova (Tschechien) den Bronze Platz. Übrigens, Michala ist die erste Frau, die bei einer internationalen Meisterschaft in der Trike Klasse an den Start ging. Es siegte Ceccarelli Vincent aus Frankreich, vor Petr Matousek aus Tschechien, der beim Deutschen Motorschirm Pokal siegreich war. Die beiden Österreichischen Piloten Peter Metzger und Dieter Wechselberger im Endklassement die Plätze 13 und 14. Auch Armin Appel bewies in der Klasse der Fußstarter beeindruckend, dass man auch heute noch mit einem Fresh Breeze Solo-Antrieb in der der europäischen Elite mitmischen kann. Er belegte am Ende Platz 10 unter 55 Piloten. In der Königsklasse siegte Ramon Morillas (Spanien), vor Johann Bossuyt (Belgien) und Pavel Brezina (Tschechien). Manuel Angstmann mit Co-Pilot Frank Thiering im Rüter-Trike, überzeugten mit Platz 1 ebenfalls durch engagierte Flugleistungen in der Doppelsitzerklasse. Jedoch war hier von Beginn an klar, dass es keine offizielle Wertung geben wird, da nur 3 Teams am Start waren. Obwohl nach wie vor ein offizielles Statement der CIMA fehlt, kann man davon ausgehen, dass die EM für die Fußstarter wohl keine offizielle Wertung erfolgen wird. Bedingt durch die Complaints einiger Teams, wurde eine der 6 geflogenen Aufgabe gestrichen. Anzumerken ist in diesem Zusammenhang, dass die Complaints scheinbar nur eingereicht wurden, um eine Wertung zu verhindern. Man wollte so auf die Missstände in Portugal aufmerksam machen. Zur Wertung der Trike-Einsitzer Klasse (PL1) gibt es noch keine offizielle Aussage, obwohl die geforderten 6 Aufgaben geflogen wurden.
Unabhängig davon, ob eine Wertung erfolgt oder nicht: Es wird aller höchste Zeit, dass ein Umdenken in Reihen der CIMA erfolgt. Bedingt durch die hohen Teilnehmerzahlen und den dadurch notwendigen organisatorischen Rahmenbedingungen sollten die Motorschirmwettbewerbe künftig getrennt von den Classic Classes, in Regionen ausgetragen werden, die dafür geeignet sind. Es bleibt zu hoffen, dass die Aktionen der Piloten und deren hoffentlich vehementen schriftlichen Reaktionen auf die Missstände in Portugal, die CIMA oder gar die FAI, als Dachverband aller Flugsportarten, wachrütteln und zum Handeln bewegen. In den Reihen der CIMA werden künftig weit mehr Vertreter benötigt, die sich mit dem Motorschirmfliegen auskennen und deren Interessen vertreten. Auch sollte künftig den Organisationsleitern auf die „Finger“ geschaut werden, damit Gelder nicht ohne die zugesagten Leistungen eingestrichen werden können. Rechtzeitige lokale Inspektionen – wie bei anderen Sportereignissen üblich -scheinen unabdingbar.
Ergebnisse der jeweils ersten 10 Teilnehmer:
PF1 [Motorschirm, Fußstart]:


Name Country T 1 Circle T2 Eco. Nav T3 Nav/Speed Cancelled T4 TO / Land T5 Economy Total Rank
Ramon Morillas Salmeron SPA 483,16 894,73 816,12 500 985,37 2863 1
Johan Bossuyt BEL 1000,00 1000,00 717,74 500 250,20 2750 2
Pavel Brezina CZE 714,50 947,36 777,41 425 618,46 2705 3
Dani Martinez Alarcon SPA 822,79 1000,00 932,25 500 288,38 2611 4
Henry Glasse UK 911,00 947,36 814,51 250 487,40 2596 5
Nino Muelas Pena SPA 886,78 684,21 537,09 350 616,80 2538 6
Salava Frantisek CZE 704,66 842,10 785,48 250 584,61 2381 7
Carlos Canizares Serra SPA 827,72 947,36 680,64 300 292,44 2368 8
Rouanet Mathieu FRA 542,22 457,89 645,16 350 1000,00 2350 9
Armin Appel GER 689,89 736,84 706,45 250 542,86 2220 10


PL1 [Motorschirm-Trike,
einsitzig]:

Name Country T1
Circle
T2
Eco.Nav
T3 Nav/Speed T5 Economy T6 Landing* T7 Fast/slow* Total Rank
Ceccarelli Vincent FRA 879 1000 795 744 100 402 3920 1
Petr Matousek CZE 1000 750 648 1000 0 490 3888 2
Thomas Keller GER 546 800 1000 879 100 399 3725 3
Michala Machartova CZE 710 500 824 736 175 297 3242 4
Michal Krivanek CZE 752 450 898 569 0 374 3043 5
Karabtchouk Nikolai RUS 557 700 750 345 50 349 2750 6
Gunar Barthel GER 198 550 691 501 100 380 2420 7
VassiliDiatchenko RUS 50 500 820 497 0 430 2297 8
Vadim Bukhtivarov RUS 623 450 0 531 100 476 2179 9
Mikhail Mnatsakanov RUS 108 700 768 328 0 267 2170 10


* durch Keith Negal geleitet
PL2 [Motorschirm-Trike,
doppelsitzig]:

Names Country T1
Circle
T2
Eco.Nav
T3 T4
TO/Land
T5
Economy
Total Rank
Frank Thiering/
Manuel Angstmann
GER 1000 857 1000 814 3671 1
Krasovski Andey/
Kryuchkov Dimitry
RUS 650 1000 503 2153 2
Anatoli Achtchekine/
Mikhail Kozmin
RUS 50 425 1000 1475 3


nur 3 Teams gestartet
Thomas Keller