Der Reiz der Schwerelosigkeit

Der Reiz der Schwerelosigkeit (Von Josef)
Hier ist das Online- Album zum Artikel : https://motorschirm.de/forum/g…64-bilder-von-josef-2006/


Am 06. Juli 2004 war es endlich wieder einmal so weit. Nachdem mich mein Freund Wolfgang Jansen vom WOJA-Ballonteam anrief und mir den aktuellen Wetterbericht zufaxte, war es klar: Es sollte ein wunderschöner Sommerabend fast ohne Wind werden. Das Ballonteam wollte abends mit drei Ballons in die Luft steigen. Dieses ist ein ganz besonders großer Reiz für mich, zusammen mir den Ballonen in der Luft zu sein.
Motorschirmfliegen zusammen mit Ballonen ist das größte. Ich habe jetzt schon einige Flüge zusammen mir WOJA gemacht, und es macht immer mehr Spaß.
Gesagt getan. Da die Ballone erst spät starten können habe ich mich entschlossen, jetzt schon mal alles für meinen Abendflug vorzubereiten. Das Wetter war klar, es sollte gegen 19:00 Uhr losgehen, und der Start des Ballonteams war in Idafehn geplant. Ich mußte also noch vorher dahin.
Ich habe mir in Neulehe (Landkreis Emsland) vor längerer Zeit eine eigene Wiese für Start und Landung genehmigen lassen. Von da aus wollte ich starten und nach Idafehn fliegen.
Wie gesagt, es war ein leichter Wind aus Südwest, genau das Richtige, um schnell nach Idafehn zu fliegen. Nachdem ich meinen Tank aufgefüllt hatte, den Vorflugscheck durchgeführt hatte war ich gegen 18:00 Uhr schon in der Luft. Bis zu diesem Augenblick wusste ich noch nicht, daß es der beste Flug in diesem Jahr werden sollte.
Nach den ersten Höhenmetern stieg ich erst mal bis auf Sicherheitshöhe. Das Gefühl war großartig, nach den letzten Berührungen des Bodens mit den Füßen abzuheben, loszufliegen und dabei langsam an Höhe zu gewinnen. Besonders interessant ist auch beim Motorschirmfliegen, kein Gehäuse um sich zu haben. Würde man die Schuhe ausziehen so würden sie wohl ungehindert zu Boden fallen.
Mit einer Geschwindigkeit von ca. 25 km/h verließ ich die Platzrunde mit direkten Kurs auf Idafehn, da war ich um 19:00 Uhr mit meinen Ballonfreunden verabredet. Sprit hatte ich für ca. 3 Stunden im Tank. Meistens fahren die Ballone eine Stunde lang in Windrichtung. Also kein Problem für mich, ich würde dann ca. 2 Stunden oben bleiben.
Die Sicht war super, und es ging über Papenburg weg nach Rhauderfehn und dann nach Idafehn. Von weitem konnte ich die drei Ballone schon auf dem Sportplatz liegen sehen. Das Team war grade damit beschäftigt, die Ballone „aufzublasen“. Aus der Luft ein klasse Erlebnis. Diese Giganten dort zu sehen, und dennoch um einiges höher zu sein. Eine Art von Euphorie ging durch meinen Körper. Zum Glück war ich noch rechtzeitig gekommen, aber Eile hatte ich auch nicht. Der Wind wurde immer weniger. Ich konnte aus der Ferne sehen, wie die Windräder immer langsamer wurden und teilweise schließlich stehen blieben. Also Nullwind. Thermik war bis zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr zu verspüren d.h. daß es auch kein Geschaukel mehr gab. Der Flug wurde sehr seicht, ich nahm das Gas weg, um weiter runter zu gehen. Auf Sicherheitshöhe begrüßte ich das gesamte Ballonteam. Die waren mittlerweile schon startklar. Als ich die Gäste einsteigen sah, wusste ich, gleich geht die Reise weiter und schon danach hob ein Ballon nach dem anderen in die Luft ab. Ballone haben die Eigenschaft, sehr schnell steigen und sinken zu können, da kommt unser einer mit seinem langsamen Motorschirm nicht hinterher. Am Himmel waren jetzt zwei „HIRO“ Ballons und ein rotbunter Ballon zu sehen. Da ich die Piloten mittlerweile alle kenne, wusste ich, daß Karl, mein Freund aus Leer, den rotbunten Ballon fährt. Nach kurzer Zeit waren die Ballone schon alle auf verschiedenen Höhen und trieben immer weiter auseinander. Ich hatte mich an Karl gehangen, der machte mit seinem Brenner immer mehr Höhe so das ich kaum hinterher kam. Bei einer Höhe von ca. 1200 m ließen wir uns dann treiben, auf der Westseite wurde die Sonne zu einer roten Kugel. Die leichte Bewölkung, die bis jetzt vorhanden war, löste sich ganz auf, somit war der Blick zum Horizont klar und deutlich. Aus dieser Höhe konnte man bis in den Dollart schauen, wo noch weiter die Nordsee schon zu erahnen war. Es war herrlich, mir war nicht kalt und die Sicht war grandios - was will man mehr? Selbst in 1200 m Höhe hätte man an diesem Tag in kurzen Hosen fliegen können, nur macht man das eigentlich aus Sicherheitsgründen nicht. Es könnte ja sein, daß man bei der Landung hinfällt. Aus weiter Entfernung konnte man noch mehr Ballone sehen, die waren aber mindestens noch 50 km weit weg. Auch die Gäste im Ballonkorb hatte ihren Spaß mit mir Motorschirmflieger. Beim näher ranfliegen wurde von den Gästen und dem Pilot kräftig gewunken, ich grüßte natürlich zurück mit meinem Urschrei Juhuhuhu.... Diese Stimmung kommt eigentlich nur auf, wenn alle Faktoren beim Fliegen stimmen, und das ist hier bei uns im Norden nur an wenigen Tagen im Jahr der Fall.
Die anderen Ballone von WOJA sah ich jetzt nur noch aus der Ferne. Nach ca. einer Stunde Fahrt sah ich einen der gelben Ballons schließlich auf einer Wiese landen. Alles klar, Anka war wieder sicher auf den Boden zurück gekehrt.



Karl fuhr jetzt noch ca. 15 Minuten weiter. In dieser Gegend war es kaum möglich einen geeigneten Landeplatz zu finden. Überall nur noch „schwarzer Acker“ oder Wald. Vor uns in Windrichtung lag ein riesiger Wald, Karl mußte also vorher noch runter, aber wo. Gleich hinter einen Maisfeld wurde plötzlich die Sicht auf eine kleine Wiese frei. Der Bauer war grade auf der Wiese mit Gras mähen beschäftigt, nun das war kein Hindernis. Ich konnte sehen, wie Karl immer mehr den Ballon bremste, um ihn behutsam zu landen. Jetzt waren es nur noch ein paar Meter und schließlich stand der Ballon mitten auf der Wiese - Punklandung.
Der einzige, der jetzt noch in der Luft war, war ich. Nun musste ich nur noch ein Kilometer fliegen, bis ich am Flugplatz war. Nach diesem seichtem Flug war auch für mich kein Problem, da leicht zu landen. Sanft glitt ich ca. 5 m über den Boden, richtete mich in meinem Gurtzeug aus, stellte den Motor ab und landete schließlich. Das Gras war bereits etwas nass vom Tau. Da ich noch bei der Taufzeremonie der Ballone dabei sein wollte, verstaute ich schnell mein Material im Auto und fuhr zur Landestelle von Karl.
10 Minuten später dort angekommen, war Karl bereits dabei, seine Ballongäste zu taufen. Ich finde, das Team von WOJA macht das besonders gut. Karl nimmt sich dann immer besonders Zeit und erzählt dazu noch einige Anekdoten. Nachdem wir auf den tollen Flug bzw. Fahrt angestoßen hatten und die Sonne hinter dem Horizont bereits verschwunden war, fuhren wir mit glücklichen Gesichtern nach Hause.
Besonderen Dank gilt auch meinem Vater, der mich immer bei solchen Flügen begleitet und wieder abholt. Auch Michael, dem Verfolger des WOJA-Ballonteams, möchte ich hiermit nicht unerwähnt lassen. Mit seiner herzlichen Art trägt er zu einen besonderem Klima bei.
In der Hoffnung, daß es 2005 auch wieder solche Flüge geben wird verbleibe ich mit einem Dankeschön.



Euer Josef H. Thomann



Infos unter: www.thomann.de.ms
Oder unter: WOJA-Ballonteam Tel.: 04952 / 6541