Der Fresh-Breeze SILEX - Ein neuer Stern am Motorschirm Himmel

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Der Fresh Breeze „SILEX“
Eine neue Dimension am Motorschirm-Himmel
Erst seit relativ kurzer Zeit gibt es einen speziell für das Motorgleitschirmfliegen entwickelten Gleitschirm - den SILEX von Fresh Breeze. Oscar Diez hat ihn für die „DULV info“ Leser probegeflogen:
Als ich das Paket mit dem SILEX vom freundlichen UPS Zusteller endlich in Empfang nehmen durfte, war das Wetter in Deutschland leider äußerst ungünstig von einigen Tiefdruckausläufern bestimmt, so daß sich mein Jungfernflug noch über eine Woche hinauszögern sollte (hätte ich das gleich gewußt, hätte ich bei Fresh Breeze nicht so sehr gedrängelt, sorry Jungs !)
Wie ein Motorenhersteller überhaupt dazu kommt, einen eigenen Schirm auf dem Markt zu bringen, ist eigentlich ganz einfach erklärt - sie wollten sich nicht mit Kompromissen für das Motorfliegen zufriedengeben. Zusammen mit dem Gleitschirmhersteller Swing entstand daher unter maßgeblicher Beteiligung von Fresh Breeze der SILEX, der treffenderweise noch den Beinamen „True Airspeed“ trägt. Weltweit ist es erst der zweite Gleitschirm der explizit für das motorisierte Fliegen entwickelt wurde und der erste Schirm ohne ein DHV Gütesiegel aber mit eine DULV Zulassung. Mit einem SILEX Prototyp gewann Michael Werner letztes Jahr die Motorschirm-WM.
Am ersten Testtag dann endlich hervorragende Bedingungen. Ein schwacher Wind wehte und die Luft war aufgrund des bedeckten Himmels sehr ruhig. Also auf zum Flugplatz und los geht’s.....
Optisch ähnelt der Silex von der Kappenform her eher einem Schulungsschirm. Die Streckung von etwa 4,75 ist etwa vergleichbar mit meinem Edel ATLAS, daher war ich vorerst recht skeptisch was die angeblichen hohen Geschwindigkeiten angeht. Die Kappe ist einfarbig und entlang der Eintrittskante mit einem schachbrettartigem Muster verziert, was dem SILEX einen hohen individuellen Wiedererkennungswert verleiht. Im Außenflügelbereich nimmt die Flächentiefe deutlich ab und mit einem schmalen Stabilo ergibt sich eine sehr ansprechende Kappenform.
Der Tragegurt ist vierfach geteilt und besticht sofort beim ersten Betrachten durch seine hervorragende Verarbeitungsqualität, was sich zum einen durch das feste Material, zum anderen durch Detaillösungen bemerkbar macht. So sind die SILEX Tragegurte deutlich kürzer als bei gewöhnlichen Gleitschirmen (dazu später mehr). Die Bremsleinen sind aufgrund der relativ langen Einstellung durch zwei leichtgängige Rollen geführt. Während viele Gleitschirme nur im oberen Tragegurtbereich eine Rolle für die Bremsleinenführung aufweisen, macht die untere Rolle beim SILEX durchaus einen Sinn, denn lange Bremsleinen können speziell beim Motorfliegen fatale Folgen haben, wenn sie die Möglichkeit besitzen frei herumzuhängen und in den gefährlichen Bereich des Propellerkäfigs zu gelangen (dies ist beim SILEX nicht möglich).
In den A-Tragegurt sind Umlenkrollen für den Beschleuniger integriert, die jedoch in der DULV zugelassenen Version durch fehlenden Seilzug unbrauchbar gemacht ist, denn der Beschleuniger (und damit Vmax) ist nur in der Exportversion vorgesehen. Während der Beschleuniger die A- und B-Ebene verkürzt und somit den Anstellwinkel verändert, sind an den C- und D-Ebenen jejeils Trimmer angebracht, die einen Wechsel von langsamer zu schneller Trimmgeschwindigkeit zulassen. Die Trimmer lassen sich zum Ausgleich des Motordrehmoments auch asymetrisch einstellen, wodurch das ständige Gegensteuern entfällt. Als Besonderheit verfügt der SILEX über eine zusätzliche Stabilo-Bremse, wobei eine Leine von unterhalb der Bremsspinne and den hinteren Stabilo verzweigt, so wie es bei einigen anderen modernen Schirmen bereits anzutreffen ist. (Letzteres war beim Leinencheck zuerst etwas ungewohnt) Allerdings ist diese Abzweigung zum Stabilo so lang eingestellt, so daß sie während des Normalfluges nicht angesteuert wird.
Zum Auslegen der Kappe gibt es nichts besonderes zu sagen. Die einzelnen Stammleinenebenen sind farblich gut voneinander abgesetzt, so daß es beim Sortieren keine Probleme gibt. Auch das Aufziehen gestaltete sich als Kinderspiel. Der SILEX wird bei Start und Landung auf die langsame Trimmerstellung eingestellt. Ich habe den SILEX ohne Impuls bei nur langsamen Vorwärtsgehen aufgezogen und die Kappe füllte sich sofort und steigte gleichmäßig bis zum Scheitelpunkt und nach anschließendem vollgasgeben und wenigen Schritten erhob ich mich in die Lüfte. Der SILEX erforderte dabei eine relativ hohe Laufgeschwindigkeit, was aber eher auf die langen Steuerwege (lange Steuerleinen kombiniert mit kürzeren Tragegurten) und damit verbunden, mein zaghaftes Anbremsen zurückzuführen ist. (auch wiederum eine Gewöhnungssache)
Sehr angenehm fallen jedoch die für das Aufziehen erforderlichen geringen Kräfte auf, was sicher mit der geringen Flügelfläche zusammenhängt. Ein Überschießen der Kappe war auf der langsamen Trimmereinstellung nicht mal im Ansatz erkennbar (anders ist es, wenn man versucht auf der schnellen Stellung zu starten) - optimale Voraussetzungen also für einen einfachen und sicheren Start.
„Ist ganz nett, so ein schneller Schirm, aber die Sicherheit ?“ mag so manch einer sagen...
Als sicherheitsverwöhnter Edel Atlas Pilot kann ich da nur sagen, das ich mich bei den Testflügen zu keiner Zeit unter eine „heißen Kiste“ versetzt gefühlt habe, so wie ich es bereits mehrmals bei Hochleistern erlebt habe.
Der SILEX lag sehr satt „wie ein Brett“ in der Luft, was bei der Flächenbelastung kein Wunder ist. Ein Blick nach oben bestätigt, daß der SILEX im Vergleich zu anderen Schirmen mit seinen projizierten 20,8 m2 (SILEX S) bei seinem Startgewicht ein echter Winzling ist.
Da ich meistens den Herstellerangaben, was Geschwindigkeiten angeht, immer etwas skeptisch gegenüberstehe (speziell bei den Bedingungen des Motorschirmfliegens) habe ich per GPS meine eigenen Messungen gemacht. Die gemittelte Geschwindigkeit (ohne Windvektor) in der langsamen Trimmerstellung war man mit 36 km/h flott unterwegs und in der schnellen Trimmerstellung mit etwa 46 km/h, womit man auch bei leichtem Gegenwind noch relativ gut vorwärts kommt. Mit dem Beschleuniger der Exportversion können laut Herstellerangaben etwa 52-53 km/h erreicht werden, was durchaus realistisch klingt. Die Messungen wurden übrigens im Reiseflug bei konstanter Höhe gemessen, da normalerweise Gleitschirme im Gleitflug immer etwas schneller sind als im Flächenflug. Das Startgewicht bei den Messungen betrug 110 kg. Die Sinkrate im Gleitflug in der schnellen Trimmerstellung pendelte sich bei etwa -1,7 m/s ein, was natürlich keinen Nachteil darstellt, da es im Reiseflug leicht durch den Motor wieder ausgeglichen werden kannn. Die maximalen Steigwerte lagen bei etwa 1,6 m/s mit einem Fresh Breeze 110 AL2F Motor.
Kaum in der Luft, merkt man sofort nach dem ersten Kreisen das der SILEX ein sehr agiler Schirm ist, mit dem es aufgrund seiner Wendigkeit richtig Freude macht, Kurven oder gar Wing-Overs zu fliegen.
Die Steuerwege sind lang und die Steuerkräfte sind im oberen Bereich gering, während sie nach unten hin progressiv zunehmen, wodurch ein überzogener Flugzustand fast nicht möglich ist. Man muß schon deutliche Signale mißachten, um in einen kritischen Flugzustand zu geraten. Zieht man einseitig zu weit durch, geht der Schirm eher in eine Steilspirale, als in eine Negativdrehung. Längeres Fliegen ist durch die niedrige Handstellung sehr bequem möglich.
Interessant am SILEX war auch die Spurstabilität, trotz Motordrehmoment. Zu gerne hätte ich mit der asymetrischen Trimmung „gespielt“, um den Motoreffekt auszugleichen, aber dies war aufgrund der exzellenten Eigenstabilität des SILEX kaum notwendig. Irgendiwe schade, aber doch ein weiterer Pluspunkt......
Da während meiner Testflüge keine Klapper auftraten, mußten in ausreichender Höhe welche provoziert werden. Aus meinen persönlichen Sicherheitsgründen wurden nur asymetrische Klapper getestet. Der Schirm öffnete dabei ohne Piloteneingreifen sofort wieder und drehte etwa 90-180 Grad seitlich weg (bei Einklappen des halben Flügels) und beim anschließendem Fahrtaufnehmen schießt der Schirm deutlich vor. Laut Herstellerangaben soll der SILEX bei allen Störungen ohne Piloteneingreifen sich von selbst wieder stabilisieren.
Als Schnellabstiegsmethoden bietet sich beim SILEX wegen der Wendigkeit natürlich die Steilspirale an. Wer die hohen G-Belastungen jedoch nicht verträgt, kann nun aufgrund der sehr kurzen Tragegurte bequem die „Ohren anlegen“ oder einen B-Leinen Stall machen, was bei anderen Gleitschirmen in Verbindung mit den hohen Tragegurtaufhängungen der Rucksackmotoren, meistens nicht ohne weiteres möglich ist. Beim SILEX habe ich es zur Probe geschafft, bis zu 5 cm über die Leinenschlösser der Tragegurte zu greifen.
Trotz der relativ hohen Geschwindigkeit läßt sich der SILEX recht einfach landen. Vor der Landung ist der Schirm jedoch auf die langsame Trimmgeschwindigkeit zu trimmen. Durch die relativ geringe Stallgeschwindigkeit von 20 km/h und dem weiten und weichen Flarebereich läßt sich der SILEX mit etwas Gefühl bei geringer Geschwindigkeit aufsetzen. Von Vorteil ist es dabei, wenn man das Landeverhalten von Schirmen mit hoher Flächenbelastung bereits kennengelernt hat.
Als Zusammenfassung bleibt mir nur zu sagen, daß mir der SILEX sehr viel Spaß gemacht hat und sogar zu Punkten für den DULV-Streckenflugpokal verholfen hat. Jeder ambitionierte Motorschirmflieger sollte in Zukunft den SILEX zumindest mal im Auge behalten.