Siberian Paramotor Cup 1998 - ein etwas "exotischer" Motorschirm Wettbewerb

Siberian Paramotor Cup 1998 - ein etwas "exotischer" Motorschirm Wettbewerb


Wenn in Deutschland von Sibirien die Rede ist, dann denken die meisten an klirrende Kälte und an ein endloses, wildes, weites Land. Das man dabei aber auch auf die leichteste der UL-Flugsportarten, dem Motorgleitschirm, kommen kann, das zeigt dieser Bericht.
Organisiert von einer Gruppe flugsportbegeisterten Russen fand vom 21. bis 28. November 1998 in der Nähe der westsibirischen Stadt Omsk der erste sibirische Motorgleitschirm Wettbewerb statt. Geleitet wurde das Organisationskomitee von dem in Omsk ansässigen Yuri Markov, Distributor der französischen Adventure Rucksackmotoren. Yuri ist für den Vertrieb dieser Firma im Osten Rußlands zuständig, fliegt aber selbst ein Gerät eines anderen Herstellers. Da es sich um den ersten Wettbewerb dieser Art im Osten Rußlands handelte, waren für dieses Mal keine ausländischen Gäste geladen worden. Dieser Wettbewerb fand sozusagen als Generalprobe für zukünftige Wettbewerbe statt, bei denen man sich selbstverständlich auch internationale Beteiligung erhofft. In diesem Zusammenhang ist für nächstes Jahr ein Versand von Einladungen an europäische Verbände geplant.
Der Austragungsort lag etwa 40 km von Omsk entfernt, bei einer für russische Verhältnisse komfortablen Touristen-Wohnanlage, in der die Teilnehmer untergebracht wurden. Der eigentliche Wettbewerb fand im 1-2 km Umkreis um diese Anlage statt. (es wurde gewissermaßen „hinten im Garten“ gestartet und gelandet)
Letztendlich fanden sich zu dem Wettbewerb insgesamt zehn Piloten aus verschiedensten Teilen Rußlands ein. Die Teilnehmer kamen aus Städten wie Omsk, Tomsk, Moskau oder Krasnoyarsk. Die verwendeten Rucksackmotorfabrikate der Piloten waren meistens französischer Herkunft (Adventure F3, F4 & La Moutte ZR250) oder aus russischem Eigenbau auf Basis des bewährten Solo Motors.
Wie so oft bei Wettbewerben (man denke zurück an die Motorschirm DM) spielte den Piloten das Wetter mal wieder einen Streich. Nicht etwa das der Wind zu stark war, um die Flugaufgaben sicher zu absolvieren, sondern eher die Temperatur war das Problem. Der Wetterdienst hatte -15°C zum Wettbewerb vorausgesagt, was bei der niedrigen relativen Luftfeuchtigkeit in Sibirien wesentlich angenehmer ist, als wie bei der gleichen Temperatur in Deutschland (höhere Luftfeuchte). Die tatsächliche Temperatur lag während des Wettbewerbs jedoch bei -20° bis -35°C, wo es dann selbst alteingesessenen Russen kalt um die Nase wird.
Die Flugaufgaben beim Siberian Open Cup waren vergleichbar mit PPG Wettbewerben in Europa. Es gab vier verschiedene Flugaufgaben, bei denen es galt so viele Punkte wie möglich zu erreichen. Die Aufgaben staffelten sich wie folgt:
1. Streckenflug.
In einer vorgegebenen Zeit mußte versucht werden eine möglichst weite Distanz zu fliegen.
2. Ziellandewettbewerb.
Es mußten saubere Starts durchgeführt werden mit anschließender Ziellandung bei stehendem Motor, wobei der Motor in 100m über Grund abgeschaltet werden mußte.
3. Slalom.
Der Pilot mußte auf einer genau festgelegten Route entlang von Holzstäben fliegen (daher Slalom) und diese mit seinem Fuß umwerfen.
4. Suchflug
Es mußten möglichst viele bestimmte Gegenstände nach Zeit bei einem Suchflug aus der Luft erkannt werden.
Die gesamten Flugaufgaben wurden von allen Teilnehmern erfolgreich abgeschlossen. Yuri Markov belegte dabei den 3. Platz. Die ersten beiden Plätze wurden von den Piloten Oleg Kushlevich und Igor Volkov (beide Moskau) belegt. Zur Freude der Organisatoren waren trotz niedrigster Temperaturen Frostschäden bei den Piloten ausgeblieben.
Zu guter letzt wurde allen anwesenden Piloten anschaulich demonstriert, wozu ein Motorschirm nicht alles nützlich sein kann. Yuri, der außer Flieger auch noch begeisterter Jäger ist, startete mit seinem starken La Mouette ZR250-Bi und einem Tandemgleitschirm doppelsitzig mit einem Passagier zu einer Treibjagd über die sibirische Taiga. Yuri steuerte dabei den Motorschirm, wobei der Passagier (vor dem Piloten sitzend) mit einem Gewehr bewaffnet für das Erlegen der Tiere zuständig war. So hätte man sich bei uns wahrlich keinen sibirischen Jäger vorgestellt. Und so hieß es dann zum Abschied, „Do Svidanija - bis zum nächsten Jahr beim Siberian Paramotor Cup 1999“.
Oscar Diez