Deutschland Durchquerung mit dem Motorschirm - Es ist vollbracht

Von der Ostsee bis zu den Alpen –
Endlich hat es geklappt.


Deutschland Durchquerung mit dem Motorschirm - Es ist vollbracht
Sozusagen die "Fortsetzung" zum Artikel von Roland Brenner
Ich war gerade zurück aus Ägypten und wollte meinen Urlaub, wegen des schlechten Wetters hier, eigentlich abbrechen. Dann trat am 19.04.02 eine leichte Wetterbesserung ein. Die Vorhersagen für ganz Deutschland waren traumhaft.
(Am Donnerstag Vormittag rief noch das NDR3 Fernsehen bei mir an und fragte, wann ich denn den abgebrochenen Deutschlandflug vom Februar wiederholen würde, da sagte ich noch Ende Mai Anfang Juni). Dieser Anruf ließ mich die Wetterkarte genauer ansehen. Per Telefon diskutierte ich mit Roland das Wetter, und wir beschlossen los zu fliegen. Am 20.04.02 um 5.50 Uhr stand er vor meiner Haustür.
Am Freitag bin ich dann noch einmal eben nach Hannover zu den Freschis, um Ersatzteile zu besorgen. Zur Vorsicht gab mir Michael Werner schweren Herzens, aber doch gerne, seinen eigenen Motor mit ( Er hat ja noch sein Flike).
Nachdem der vormittag mit etlichen Telefonaten mit der Presse und warten auf klarere Sicht verbracht wurde, folgten am nachmittag endlich Taten.
Nachdem das Filmteam in Travemünde eingetroffen war, ging´s gleich an den Strand. Windmesser und -sack raus, alles klar, los geht´s.
Um 15.00 Uhr startet Roland als Erster bei 15 Km/h Wind aus NO mit einem Einklapper – Sicherheitslandung.
Ich ziehe zog meinen Schirm (wir flogen wieder den Arcus M von Swing) rückwärts auf und kam mit einem Superstart weg. Gelernt ist gelernt – Danke Knut!
Nach einigen Aufzugsversuchen kommt Roland dann auch mit einem guten Start weg. Auf zur ersten Etappe nach Bobzin.
Nach einem teilweise sehr unruhigen Flug in einer Höhe von bis 800 m landen wir sicher nach 56 km und 45 Minuten Flugzeit in Bobzin. Die erste Etappe ist geschafft.
Das Filmteam traf ca. 15 Minuten später ein. Aufgrund der schlechter werdenden Sichtverhältnissen beschlossen wir keine weitere Etappe zu fliegen.
Das Filmteam war von der Motorschirmfliegerei sehr angetan und probierte den Rucksackmotor an Ort und Stelle aus. Nach einigen Metern waren der Kameramann und der Tontechniker überzeugt, das wäre auch was für sie.
Nach einigen weiteren Filmaufnahmen und einem Interview packten wir um 18.00 Uhr ein und fuhren zu mir nach Hause.
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Am Sonntag d. 21.04.02 Um 08.00 Uhr trafen wir mit auf dem UL-Platz Bobzin ein.
Nebel hielt sich bis 9.45 hartnäckig am Boden, Sicht unter 50m. Wir verbrachten die Zeit mit GPS-übungen. Um 10.00 Uhr kam plötzlich die Sonne durch, um 10.10 Uhr waren wir in Richtung Gardelegen gestartet.
Der Flug sollte einer der schönsten Etappen werden. Die Inversionsschicht lag bei 1000 Meter, die Fughöhe betrug 1800 m. Wir kamen mit 65 Km/h voran.
In der Ferne kam langsam, bei sehr guter Fernsicht, der Brocken über den Wolken in Sicht. Wir träumten schon von den Alpen. Der sich nun rasch auflösende Bodennebel ließ auch eine immer bessere Bodensicht zu.
Nach 2 Stunden 30 Minuten und einer Flugstrecke v. 110 km landeten wir sicher in Gardelegen. Herr Beyer v. Fliegerklub Gardelegen begrüßte uns freundlich und war von unseren Fluggeräten begeistert. Die einfache Fliegerei, die Starts und Landungen beeindruckten doch sehr. Interessant für Herrn Beyer und die anwesenden Segelflugschüler waren auch die geringen Kosten.
Nach einer kurzen Erholungspause ging es dann weiter in Richtung Harz. Bei Bodenwind v. 10 Km/h Nord-Ost und Sonnenschein zum Fluggelände der Harzer Gleitschirmschule von Knut Jäger, in Stapelburg.
Der Flug war sehr holperig, da starke Thermik einsetzte.
Nach 2 Stunden und einer Flugstrecke v. 79 km waren wir da. Wir überraschten, Hubsi von der Harzer Flugschule, mit seinen Flugschülern in Stabelburg, bei Windenschleppflügen. Die Flugschüler staunten über die bisherige Tagesstrecke nicht schlecht, zu gerne wären sie mit geflogen.
Das Wetter war um 18.00 Uhr für den Sprung über den Brocken hervorragend geeignet. Wir setzten um 18.10 Uhr zur letzten Tagesetappe über den Harz in Richtung Nordhausen an.
Starke steigend, aufgrund der noch anliegenden Thermik, ging es rasch aufwärts
auf 1300m. Der Brocken mit seinem Funkturm „begrüßte“ uns Überflieger im goldenen Abendlicht. Den Blick über den gesamten Harz, werde wir nicht so schnell vergessen.
Da der Flugplatz Nordhausen über die geplante Landung Bescheid wußte, wurde bereits 15 km vor Nordhausen Funkkontakt aufgenommen. Die Flugleitung Nordhausen wartete bereits. Normalerweise wird der Platz um 18.30 Uhr geschlossen. Da sich die Fliegerfreunde in Nordhausen nicht vorstellen konnten was ein Motorschirm ist, wurde der Platz extra für uns Motorschirmreisende frei gehalten. Schon aus einiger Entfernung war das entsprechende Begrüßungskomando ausgemacht. Nach der Landung kamen noch einige Anwohner aus dem Ort. Sie wollten wissen was da eigenartiges gelandet war.
Die Begrüßung war entsprechend und überaus freundlich.
Gespräche über die Mororschirmfliegerei und über die Deutschlandüberqerung dauerten ca. 2 Stunden. Auch hier war die Überraschung und das Interesse von den Fliegerkollegen über die einfache Fliegerei überwältigend.
Am nächsten Morgen, den 22.04.02 um 8.00 Uhr, standen wir mit unserem Bodenteam auf dem Platz Nordhausen. Die Sonne schien bei 0 Wind.
Einige Anwohner und die Flugleitung warteten bereits.
Ich rief bei der Flugleitung des Flugplatzes Eisenach-Kindel an, um eine Landegenehmigung einzuholen. Diese wurde auch umgehend erteilt. Wir sollten uns aber entsprechend über Funk anmelden. Mir kam es bereits hier etwas komisch vor, das der Platz täglich ab 8.00 Uhr geöffnet ist.
Um Uhr 09.15 ging es dann bei Sonnenschein los.
Ein leichte Hang half bei dem Start, wieder war 0 Wind.
Gleich nach dem Start erwischte Roland nach ca. 10 Minuten eine Megathermik . Die brachte ihn innerhalb von 5 Minuten auf 1000 m Höhe. Der Flug zwischen 1500 – 2000 m war eine richtige Freude. Die Sicht war erstklassig, die Temperatur allerdings „nur 6°c.
Die Landschaft zog mit 75 km/h (dank des stetigen Rückenwindes aus N) unter uns dahin. Nach ca. 45 Minuten rief die Flugleitung Eisenach – Kindel nach uns. Ich, etwas überrascht, meldete die Position und erfragte den Wind.
Aus dem Funkgerät kam die Antwort: „Melden Sie sich gleich noch einmal und nehmen sie 02 “. Zu diesen Zeitpunkt waren wir noch 25 km vom Platz entfernt.
Etwas verwirrt näherten wir uns im Sinkflug dem Platz.
10 Minuten später fragte die Stimme im Funkgerät, ob wir den Platz nicht finden könnten und wo wir nun eigentlich wären. Ich gab die Position und die verbleibende Flugzeit v. 5 Minuten durch und fragte wie der Platz beschaffen ist . Die Stimme sagte, es wäre ein feste Landebahn und auf dem Tower wäre ein Blitzer. Wieder nach dem Wind gefragt, kam die Anweisung, 02 zu landen. Unsere Bitte, auf dem angrenzenden Grünstreifen zu landen wurde abgelehnt.
Es war bereits ein wenig Verwirrung aus dem Funkgerät zu entnehmen.
5 km vorher erkannten wir den Platz. Die erste Überzeugung war „wir haben uns verflogen“. Gleich darauf meldete sich die Flugleitung und sagte: Er hätte uns in Sicht.
Da der Luftraum über dem Platz frei war, holten wir die Genehmigung für einen Überflug über die Piste ein.
Nachdem die Flugkontrolle unsere „Flugzeuge“ erkannt hatte, kam die Genehmigung
von dem Tower, nach unserem Ermessen zu landen.
Am Boden war reges Interesse auszumachen. Wie sich nach der Landung herausstellte aufgrund des ungewöhnlichen Funkverkehrs.
Motorschirme waren bis zu dieser Stunde nich auf diesem Platz gelandet. Gehört
hatte von so etwas auch noch keiner.
Die Flugstrecke v. 60km legten wir in gut einer Stunde zurück.
Zur Erklärung. Auf solch einem „großen“ Flugplatz waren wir als Piloten auch noch nicht. Dort verkehren am Wochendende die Privatflugzeuge aller Größen im Minutentakt, in der Woche so alle 20 Minuten. Ansonsten kommen dort reichlich
Hubschrauber zum tanken.
Bei einem freundlichem Gespräch mit dem Flugleiter,bei einer Tasse Kaffe, erfuhren wir, daß wir am Wochenende hätten den Flugverkehr wohl etwas durcheinander gebracht hätten. In der Woche könnten wir gerne wieder kommen. Am Wochenende und an Feiertagen möchten Motorschirmflieger den Platz doch meiden.
Nach einer Erholungspause, einem freundlichen Plausch mit dem Flugleiter und dem Bodenpersonal, ging es nach ca. 45 Min. weiter in Richtung Bad-Neustadt .
Der Flug bis auf 800m Höhe war recht ruppig. Ab 1000m Höhe wurde es merklich ruhiger. Ab 1500 m bekamen wir den Nordwind zu spüren und zogen bei guter Fernsicht mit 70 km/h dahin.
Der Preis der Höhe ist der merklich höhere Spritverbrauch und die Temperaturen v.+ 5 °. Bei 1800m Höhe verbrauchten die Motoren ca. 50% mehr Sprit, bei gleicher Düse. Auf Tests mit anderen Düsen haben wir verzichtet, da die Motoren ohne Störungen zuverlässig ihren Dienst taten.
Die Flugstrecke v. knapp 80 km wurde dank des Rückenwindes innerhalb 70 Min.
abgeflogen.
10 km vor dem Flugplatz meldete wir den Anflug auf den Platz. Der Wind, mit seinen 15 km/h am Boden, erlaubte eine saubere Punktlandung vor dem „Tower“.
Der Flugleiter Peter Gehret war von den Fluggeräten begeistert. Es beeindruckte wieder die einfache Handhabung und der geringe Kostenaufwand für unsere Exoten.
Da Peter Gehret selbst Fluglehrer für Privatflugzeuge ist, kann er von den Preisen „ein Lied singen“. Am Boden wartete unser alter bekannter Radioreporten vom Bayerischen Rundfunk, Norbert Steiche. Norbert hatte bereits im Januar ein Interview von der (leider abgebrochenen) Deutschlandtour gemacht.
Er erzählte mit glänzenden Augen, daß er aufgrund der Begegnung im Januar
eine UL-Ausbildung begonnen hat. Die Theorie wäre schon erledigt, demnächst wäre die Praxis an der Reihe.
Der Start war hier etwas beschwerlich. Bei 28° in der Sonne gab es reichlich Thermik und der Termikwind drehte ständig. Bei mir waren zwei Startabbrüche fällig. Bei dem ersten Versuch, überholte mich der Schirm nach 6-7 Schritten und knallte vor mir auf den Rasen. Roland durfte auch rund 30 Meter laufen, kam aber gerade noch hoch. Dennoch, 30 Minuten später waren wir bereits weiter zum 85 km entfernten Flugplatz Neustadt an der Aisch unterwegs.
Nach 30 km, auf einer Höhe v. 1600m überholte rechts auf gleicher Höhe plötzlich ein Bundeswehr-Hubschrauber, die Entfernung betrug 250 m. Die Hubschrauber-besatzung machte sich durch einige Schwenker bemerkbar und winkte freundlich
(Solch fliegende Windsäcke mit Motor sehen die Hubschrauberpiloten wohl nicht oft). Solch eine Begegnung sollte immer mit etwas Distanz erfolgen. Ein Natoklopfer ist eben etwas größer als ein Motorschirm. Die Begegnung muß sich in Bundeswehr-kreisen herum gesprochen haben. Denn 15 Minuten später donnerte eine Phantom der Bundeswehr ca. 500m unter rechts an uns vorbei.
Ein Schwenker mit der Maschine zeigte den Sichtkontakt an. Ein Schrecken war es aber trotzdem.
Der Flugplatz Neustadt an der Aisch kam schon aus 5 km Entfernung in Sicht. Beim Landeanflug auf dem Platz wurde die Landebahn plötzlich lebendig. Ein Schäfer ließ seine 300 Schafe in aller Seelenruhe auf und neben der Piste grasen.
Selbst ein Überflug in 30m Höhe ließ die Schafe ruhig weiter grasen. Der Schäfer winkte freundlich, machte aber keinen beunruhigten Eindruck.
Nach „Peilung“ der Lage (Funkkontakt konnte nicht hergestellt werden) entschlossen wir uns zur Landung.
Auch die Landung 30m neben den Schafen erregte bei den Tieren keine Unruhe.
Der Schäfer allerdings kam sofort herüber und bestaunte die Fluggeräte mit großem
Interesse.
Langsam kam auch der Flugleiter aus den Hallen und begrüßte uns. Nach den Schafen gefragt, kam die Antwort. Die Schafe halten den Rasen kurz und haben vor Fluggeräten jeglicher Art keine Angst. Wenn kein regulärer Flugbetrieb ist, grasen die Tiere immer dort.
Mit dem Erscheinen der Motorschirme hatte keiner mehr gerechnet. Allerdings hatte auch hier noch keiner solch Motorfluggerät gesehen. Gelandet oder gestartet ist auch noch keiner. Gleitschirmflieger waren bekannt. Aber mit dem Motor auf dem Rücken, wie „Karlson vom Dach“, wäre etwas neues.
Ein Nachtlager in Neustadt an der Aische wurde uns gleich empfohlen. An einen Aufbruch dahin war aber nicht zu denken.
Zunächst mußte ausführlich bei einem Bier über die Tour und die Motorschirm-fliegerei berichtet werden.
Erst nach 1,5 Stunden ließ man von dem Bodenteam und uns ab.
Am nächsten Morgen wurde die nächste Etappe festgelegt.
Nach einigem hin und her wurde der Flugplatz Nördlingen ausgewählt. Die Kontrollzonen v. Nürnberg, Ansbach u. Illesheim machten uns Sorgen.
Kurzerhand wurde die Flugleitung in Nürnberg angerufen und um Erlaubnis gebeten
die Kontrollzone zu passieren. Nach Absprache mit der Flugleitung ging dann die Route zunächst Richtung Flugplatz Dinkelsbühl-Sinbronn. Auf Höhe Autobahn wollten wir auf Kurs Nördlingen einschwenken.
Um 8.00 Uhr auf dem Flugplatz Neustadt zeichnete sich schon der Wetterum-schwung am Nord-Westhimmel ab. Der Wind kam bereits am Boden aus Südwest mit 20 km/h. Versuche den Schirm am Boden schön oval auszulegen ließ der Wind nicht zu. Kurzerhand raffte ich den Schirm zusammen, schnallte mich zum Rückwärtsstart an und zeigte dem skeptisch zuschauenden Platzleiter, daß der bei Knut Jäger gelernte Rückwärtsstart für solche Windverhältnisse wie geschaffen ist. Schirm im Wind entfaltet, aufgezogen, Kontrollblick , eine kleine Drehung und aus dem Stand gestartet. Das beeindruckte die Flugleitung sehr.
Roland trotze dem Wind derweil mit Hilfe des Bodenteams, und startete wie gewohnt
vorwärts. Nach einer netten Platzrunde, diesmal ohne Schafe, ging es weiter in Richtung Süden zum 100 km entfernten Flugplatz Nördlingen.
Der Süd-West-Wind erlaubte zunächst bis zur Autobahn nur max. 20 km/h über Grund. Nach dem Schwenker ca. 20 km vor Dinkelsbühl ging es dann mit 35 km/h weiter nach Nördlingen.
Die Wetterlage ließ eine max. Flüghöhe v. 800 m zu. Der Spritverbrauch war spürbar
geringer, so konnte die Etappe v. ca. 100 km nach Nördlingen in 3 Stunden überwunden werden.
In Nördlingen war das Wetter erheblich freundlicher. Der Wind drehte wieder auf Nord. Die Schlechtwetterfront war weiter zurück geblieben. als vom Wetterdienst angesagt.
Eine längere Pause am Platz war nicht möglich, denn der Wetterbericht sagte weiter Schlecht wetter, aus Nord kommend, an. Es wurde getankt und 50 Minuten später waren wir wieder Richtung Thannhausen in der Luft,.
Über einem großen Steinbruch kam ich in eine Megathermik. In knapp10 Minuten war ich von 150 m auf 1500 m gestiegen. Roland fand etwas später Thermik, die Ihn ebenfalls auf die gleiche Höhe brachte.
Der Flug nach Thannhausen war eine schöne Strecke. Berge, Täler, Wiesen und eine prachtvolle Fernsicht, alles war ein Genuß. Die Motoren liefen prächtig und die Vibrationen der Motoren massierten die langsam steif werdenden Muskeln . Die Alpen kamen nun langsam in Sicht. Auf den letzten 15 km vor Thannhausen auf 600m Höhe winkten bereits Leute herauf . Durch die Radioreportagen wußte man über uns Bescheid.
Der Flugplatz Thannhausen erschien nach 2,5 Stunden „schlafend „ hinter dem Baggersee. Die Thermik am Flugplatz verweigerte uns zunächst die Landung.
Trotz kreisens hielt die Thermik die Motorschirme auf 400 – 600 m Höhe fest.
Wir mußten 20 Minuten über dem Baggersee kreisen, bis an eine Landung zu denken war. Der Gärtner mähte unterdessen den Flugplatz, bemerkte uns aber nicht.
Nach der Landung kam der Flugleiter und begrüßte uns freundlich.
10 Minuten später waren bereits der Vorstand, einige Vereinsmitglieder und einige
Anwohner aus Thannhausen vor Ort, um uns begrüßen.
Wieder wurden die Motoren begutachtet. Einige Vereinsmitglieder erwägten auch einmal diese Art der Fliegerei auszubrobieren. Durch das ständige senden der Interviews vom Bayernsender, war der Flug in der Region kein Geheimnis mehr.
Der freundliche Empfang ließ keine schnelle Weiterreise zu. Immer wieder mußte
über die bisherige Strecke, den Grund des Fluges und die Motorschirmfliegerei berichtet werden.
Die Zeit und das Wetter drängten aber zur letzten Etappe und zum Ziel Füssen.
Um 17.10 waren die Tanks bis zum Anschlag gefüllt und die Motoren zum letzten mal
gründlich gescheckt. Eine kleine Anspannung war bereits zu spüren, eine Flugstrecke v. 80 km war angesagt. Der Wind mit 15 km/h Nord-West war günstig.
Der Start klappte super und es ging auf zur letzten Etappe.
Der Flug knapp unter Inversionsschicht war aufgrund der sich legenden Thermik
sehr angenehm. Die Temperatur lag bei 20° und die schneebedeckten Berge
glänzten in der untergehenden Sonne. Nach 1,5 Stunden kam der stillgelegte Flugplatz Kaufbeuren unter uns in Sicht. Einige Leute auf dem Flugplatz
gaben zu verstehen, wir sollten doch einmal kurz landen. Die Zeit erlaubte dieses aber nicht.
Zwei Flak von der Bundeswehr waren auf dem Gelände zu sehen, glücklicherweise
keine Flakbedienung. Zieldarstellung für eine Flugabwehr war auch nicht unser Wunsch.
Immer wieder wurde der Tankinhalt überprüft und geschätzt, ob Füssen erreicht werden kann. Wir lagen gut im Rennen und hatten das Ziel vor Augen.
15 km vor Füssen donnerte „O-Schreck“ noch einmal eine Fliegerstaffel der Bundeswehr, 1000 m über unseren Schirmen dahin.
Eine zweimotorige Privatmaschine kreuzte die Flugbahn. Mit Flügelschwenkern gab der Pilot den Sichtkontakt bekannt.
10 km vor dem Platz meldete sich der Segelflugplatz Füssen und fragte nach der Position. Ich gab die Position durch und fragte nach unserem Bodenfahrzeug.
Die Antwort:: „Alles wäre schon eingetroffen und der Sekt stehe schon bereit.“
15 Minuten Später war das Ziel erreicht.
Stolz über den Erfolg landeten wir nach ca. 25 Flugstunden, und einigen Platzrunden am Fuße der Alpen, in Füssen.
Die Freude über den gelungenen Flug war uns anzusehen. Rolands Freundin mit Kindern hatten den Sekt bereits in den Händen.
Der Flugleiter v. dem Flugverein Füssen gratulierte zum Erfolg und begrüßte uns herzlich.
Die Sektkorken flogen und die Regionalpresse interviewte mit großem Interesse
Eine Stunde nach der Landung fing es kräftig an zu regten und hörte erst zwei Tage
später erst wieder auf.
Diese Tatsache bewog uns dazu, den Erfolg noch kräftiger zu feiern.
Von Bernd zu dem Flug:
Das war nun mein dritter Anlauf Deutschland mit dem Motorschirm zu überqueren.
Ich habe mir die Deutschlandüberquerung im letzten Jahr überlegt und bin im August 2001 mit Freunden und Bekannten, darunter Knut Jäger von der Harzer Gleitschirmschule, gestartet. Die Truppe bestand aus 3 Motorschirmtriks, 5 Motor-schirmfliegern und zwei Bodenfahrzeugen. Das Unternehmen scheiterte nach drei Tagen an einem Schlechtwettergebiet, das von Hannover bis zu den Alpen reichte.
Da wir die Wetterlage kannten flogen wir in Richtung Berlin und kamen bis nach Potsdam. Nach meinen jetzigen Erfahrungen kann ich sagen, wenn das Wetter auch mitgespielt hätte, wir wären mindestens 3 Wochen unterwegs gewesen. Denn solch eine Tour ist nur mit zwei bis max. drei Fliegern möglich. Zu viel wenn und aber und kleine Dinge sind zu beachten. Alle Flieger müssen auf einander abgestimmt und gleich schnell sein. Funk und GPS sind unbedingt erforderlich. Die Starts müssen auf den Flugplätzen reibungslos und schnell ablaufen. Mit einer größeren Truppe ist so etwas nicht machbar. Auch Aussenlandungen fallen bei einer großen Truppe an.
So geht viel Zeit verloren.
Im Januar versuchte ich es mit Roland Brenner erneut, jetzt von Süd nach Nord.
Wir kamen in zwei Tagen v. Füssen bis nach Dinkelsbühl. Das Wetter war wieder gegen uns und wir mußten abermals abbrechen. Wir sammelten aber reichlich Erfahrungen.
Den dritten Anlauf starteten wir nach kurzem überlegen am Donnertag nachmittag.
Ich schaute mir zufällig den Wetterbericht an und sagte mir jetzt oder nie.
Die Vorbereitungen waren schnell getroffen. Die Startgenehmigung für den Ostseestrand war schnell eingeholt und es konnte los gehen. Roland wollte erst nicht so recht. Dann aber war auch er überzeugt.
Das Wetter war mit uns und wir schafften die rund 800 Flugkilometer in ca. 25 Flugstunden.
Das Wetter schlug kurz nach der Landung um und es regnete zwei Tage durch.
Wir hatten mächtig Glück und sind sehr dankbar darüber.
Die 4 Tage waren sehr lehrreich für uns. Flugplanungen, Wetter einschätzen, anfliegen fremder Flugplätze und der Umgang mit dem Flugfunk fällt uns jetzt viel leichter.
Auch die unbegründete Angst vor fremden Flugplätzen ist bei uns nicht mehr vorhanden.
Wir wurden auf allen Flugplätzen freudig empfangen, keiner hat uns abgewiesen. Im Gegenteil, nach den Landungen wurden wir immer wieder über die Motorschirm-fliegerei befragt. Viele Piloten oder auch Fußgänger überlegen, ob Sie so etwas nicht auch einmal ausprobieren sollten.
Ich meine, Flüge zu anderen Flugplätzen fördert die Gemeinschaft unter allen Piloten und sollten öfter durchgeführt werden.
Wenn ich Zeit habe, werde im nächstem Jahr vielleicht wieder einmal über Deutschland fliegen. Bei gutem Wetter und guter Vorplanung ist es wieder zu schaffen.
Für diesen Sommer plane ich etwas neues, ich werde darüber berichten.
Großen Dank an die Fresh Breezer aus Hannover, die uns Ersatzteile
zur Verfügung stellten (Michael gab uns seinen eigenen Motor mit).
Den Leuten von Swing sei gedankt, daß Sie mir einen Arkus-M für den Flug zur Verfügung stellen. Roland hat ja bereits einen eigenen Arkus.
(Somit hatten wir beide den gleichen Schirm). Ich bin aber aufgrund meiner 6 kg
mehr Startmasse ca. 2 Km/h schneller. Das konnte ich aber mit den Trimmer gut ausgleichen. Bei 0 Wind erreiche ich mit den Arkus-M und meinen 86 kg Körpergewicht 38 Km/h. Mit meinem eigenen Silex komme ich auf 48 Km/h.
Den Arkus kann ich aber bei 0 Wind leichter starten und man kann besser die Thermik nutzen. Dafür ist der Silex aber etwas schneller.
Wenn jemand eine Frage zu unserem Flug hat, bitte melden unter:
Bernd.Koop@debitel.net
Gruß: Bernd Koop u. Roland Brenner