schirm Weltmeisterschaft im englischen Stratford

3. Motorschirm Weltmeisterschaft im englischen Stratford (von Thomas Keller)


Im Rahmen der 9. Ultraleichtflug Weltmeisterschaft wurde vom 23. bis 30. August auch die 3. Motorschirm WM ausgetragen. Veranstaltungsort war ebenfalls der Flugplatz Long Marston, nahe der englischen Stadt Stratford-upon-Avon. Während die Geburtstadt William Shakespeares ein touristisch attraktives Umfeld bot, ließ das abgelegene Motorschirmcamp einiges an Wünschen offen.
Hier gehts in Foto-Album
Motorschirmfliegen voll im Trend
Zum ersten Mal in der WM-Geschichte stellten die Motorschirmsportler den größten Anteil an Luftsportgeräten, wobei eine Telnehmerverschiebung zu Gunsten der Motorschirm-Trike Klassen zu verzeichnen war. In den drei Klassen Fußstart, Trike einsitzig und Trike doppelsitzig waren 75 Luftsportgeräte (82 PilotInnen) aus 17 Ländern vertreten. In den Klassen der Classic Classes (Dreiachser und Drachen-Trikes) nahmen hingegen nur 60 UL´s aus 12 Nationen teil. Erstmals wurden sogenannte Flightlogger zur Flugaufzeichnung eingesetzt. Sie wurden großzügigerweise vom französischen Verband zur Verfügung gestellt. Ihr Einsatz hatte sich auf Anhieb bewährt. Die Logger ermöglichten der Organisationsleitung wesentlich komplexere Navigationsaufgaben, als noch in der Vergangenheit. Auch konnten die Auswertungszeiträume wesentlich verkürzt werden. Darüber hinaus erhielten die Piloten die Möglichkeit ihre Flugrouten, an den im Internet Caffee aufgestellten PC´s, nach zu verfolgen. Die 11 durchgeführten Tasks, so vielen wie noch nie bei einer internationalen Veranstaltung, verlangten den Piloten bei recht anspruchsvollen Wetter- und Windbedingungen eines an fliegerischem Können ab. Bodenwindgeschwindigkeiten von 15 bis 20 km/h ermöglichten selbst den einsitzigen Motorschirm-Trikes Starts fast aus dem Stand und erschwerten das Fliegen von Präzisionsaufgaben. Im Rahmen von Navigationsaufgaben wurden Flüge mit bis zu fast fünf Stunden durchgeführt.
WM Silber für Deutsche Motorschirm-Mannschaft


Erstmals bei einer internationalen Meisterschaft gelang es einem Deutschen Team eine Mannschafts-Medaille zu erfliegen. Manuel Angstmann, Gunar Barthel und Thomas Keller sicherten sich in der Motorschirm-Trike Klasse die Silbermedaille (PL1+PL2). Konstante Flugleistungen, verteilt über eine Woche, waren Grundlage für den Erfolg. In der Einzelwertung belegten die Piloten die Plätze 4, 6 und 9, wobei Newcomer Manuel Angstmann die Bronzemedaille um nur drei Punkte verfehlte. Wäre eine Teilaufgabe von den Deutschen Piloten nicht fehlinterpretiert worden und bei der letzten Aufgabe der Motor von Thomas Keller wegen Kabelbruchs nicht ausgefallen, hätten noch wesentlich bessere Platzierungen erzielt werden können. Es siegte letztendlich der Russe Igor Potapkin vor seinen Mannschaftskollegen Vassily Diatchenko und Vadim Bukhtiyarov. Der Mannschaftstitel ging ebenfalls an Russland. In der Trike-Doppelsitzerklasse gewann das russische Duo Nikhail Kozmin/Dmitry Kryuchkov vor Helmut Stern/Olivia Zechner (Österreich) und Ruslan Grytsalo/Oleksandr Khlyebnikov aus der Ukraine.


Ramon Morillas verteidigt WM-Titel
In der Klasse der fußstartenden Motorschirme (PF1) belegte Armin Appel bei seinem ersten internationalen Einsatz einen beachtlichen 16. Platz unter 51 Piloten. Auch für ihn wäre noch einiges mehr drin gewesen. Doch das Verfehlen einer Stange bei einer Kicking Sticks Aufgabe veranlasste ihn die Aufgabe abzubrechen. Ärgerlich, wäre dies doch nur mit einem entsprechenden Punktabzug bestraft worden. In dieser Klasse verteidigte Ramon Morillas aus Spanien seinen WM-Titel von 2001. Während Ramon bereits vor der letzten Kicking Sticks Aufgabe als Sieger fest stand, nur ein Motorausfall oder eine Bodenberührung hätte dies noch verhindern können, wurde der Fight um die Folgeränge vor der letzten Aufgabe noch einmal richtig spannend. Schließlich belegten Dani Martinez (ebenfalls Spanien) und der Franzose Sylvain Moisseron die Plätze zwei und drei. In der Mannschaftswertung siegte Frankreich vor Spanien und der Tschechischen Republik.
Fragwürdige Motorenentwicklung
Immer mehr Motorschirmpiloten setzen auf recht leistungsschwache, aber verbrauchsfreundliche Motoren wie dem Top 80. Hintergrund: Der Anteil der Wirtschaftlichkeitsaufgaben beläuft sich nach wie vor auf 33%. Im Grunde genommen keine schlechte Entwicklung. Wäre da nicht die Geräuschentwicklung. Bei Drehzahlen von bis zu 10.000 U/Min sind diese Antriebe eben alles andere als leise. Von daher waren die zahlreichen Beschwerden aus der Bevölkerung auch nicht weiter verwunderlich, wenn all morgendlich 75 Motorschirmpiloten über die Ortschaften knatterten. Viele der Motorantriebe hätten übriges in Deutschland keine Chance die Lärmhürde zu meistern. Die Beschwerden machten es der Organisationsleitung zunehmend schwerer, Kursverläufe für Navigationsaufgaben festzulegen. Beschwerden über einen Sport bzw. eine Sportveranstaltung benötigt niemand. Insbesondere wenn man bedenkt, dass sich bisher noch niemand darüber beschert hat, ob ein Rucksackmotor statt zwei bis drei Liter, drei bis vier pro Stunde an bleifreiem Sprit benötigt.


Organisation mit Licht und Schatten
Neben den anspruchsvollen und gut organisierten Flugaufgaben durch den Wettbewerbserfahrenen Richard Meredith-Hardy und dem zukunftsweisenden Einsatz von Flightloggern, gab die WM aber auch Anlass zur heftigen Kritik seitens der Piloten. So war das Camp der Motorschirmpiloten am Rande des Flugplatzareals von Long Marston angesiedelt, welches von den Piloten polemisch als "Outback" bezeichnet wurde. Das Hauptcamp, wo die Classic Classes angesiedelt waren, war ca. 1 bis 2 Kilometer entfernt und teilweise durch ein parallel durchgeführtes "Drugrace" regelrecht abgeschnitten. Den ca. 100 Aktiven (Piloten und Helfern) standen lediglich vier Duschen zur Verfügung. Die Startplätze lagen zwischen einem in Arbeit befindlichen Lärmschutzwall, der einer Müllhalde gleich kam, einem Schrottplatz sowie angrenzenden Fischteichen. Zum Glück war das fliegerische Umfeld wesentlich attraktiver. Hügellandschaften, zahlreiche Schlösser und Burgen ließen die Navigationsflüge recht kurzweilig erscheinen. Leider fand die WM mal wieder fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Berichterstattungen in den Medien, Werbung und Plakate so gut wie Fehlanzeige. Auch gelang es den Veranstaltern nicht, Sponsoren für die WM zu gewinnen. Bezeichnend auch, dass das "Drugrace" sehr gut besucht war, während sich bei den Ultraleichten nur wenige Interessierte verliefen. Aber es gab auch noch ein paar Highlights. So stieß die Eröffnungsfeier auf positive Resonanz. Und dies, man höre und staune, unter der Anteilnahme von mehreren Hundert Besuchern. Höhepunkt war zweifelsohne die beeindruckende Flugshow von neun Red Arrows. Auch das WM abschließende Höhenfeuerwerk begeisterte.
Hilfreiche Unterstützung sichert den Erfolg
Ein besonderer Dank gilt den mitgereisten Tanja Stölzel, Daniel Angstmann und Frank Thiering. Sie unterstützten das homogene Deutsche Team in recht vielfältiger Hinsicht. Neben dem abendlichen Barbecue, standen einkaufen und Sprit holen auf dem Programm, zu dem die Piloten kaum Zeit fanden. Auch ihre Filmaufnahmen von den Präzisionsaufnahmen zeichneten sich aus. Fehlentscheidungen der Marshalls konnten mit Hilfe der Aufnahmen zwei Mal zu Gunsten der Deutschen Piloten korrigiert werden. Besonderen Dank gilt auch der Unterstützung durch die Volkswagen Financial Services (UK) Ltd., deren Sponsoring die finanziellen Aufwendungen für die WM-Teilnehmer in Grenzen hielt.
Die Ergebnisse:
Mannschaftswertung Motorschirm-Trikes (PPT):
1. Russland 52468 Punkte
2. Deutschland 34228 Punkte
3. Tschechische Republik 34076 Punkte
4. Österreich 19634 Punkte
5. Ungarn 16740 Punkte
6. Ukraine 12176 Punkte
7. Litauen 6742 Punkte
8. Belgien 6466 Punkte
9. Schweiz 4870 Punkte
10. Israel 3806 Punkte
Einzelwertung Motorschirm-Trikes (PL1) [die ersten 10 Platzierten]:
1. Igor Potapkin Russland 6940 Punkte
2. Vassily Diatchenko Russland 6195 Punkte
3. Vadim Bukhtiyarov Russland 6142 Punkte
4. Manuel Angstmann Deutschland 6139 Punkte
5. Petr Matousek Tschechische Republik 5854 Punkte
6. Gunar Barthel Deutschland 5844 Punkte
7. Nikolai Karabtchouk Russland 5386 Punkte
8. Jiri Koudela Tschechische Republik 5156 Punkte
9. Thomas Keller Deutschland 5131 Punkte
10. Michal Krivanek Tschechische Republik 5055 Punkte
....
Teamwertung Motorschirm (PPG) [die ersten 10 Nationen]:
1. Frankreich 21057 Punkte
2. Spanien 20618 Punkte
3. Tschechische Republik 19461 Punkte
4. Großbritannien 18437 Punkte
5. Polen 18155 Punkte
6. Japan 16684 Punkte
7. Belgien 16665 Punkte
8. Finnland 8017 Punkte
9. Russland 6558 Punkte
10. Litauen 5723 Punkte


Einzelwertung Motorschirm (PF1) [die ersten 10 Platzierten]:
1. Ramon Morillas Spanien 6982 Punkte
2. Dani Martinez Spanien 6594 Punkte
3. Sylvain Moisseron Frankreich 6578 Punkte
4. Jerome Pommier Frankreich 6344 Punkte
5. Mathieu Rouanet Frankreich 6256 Punkte
6. Robert Werenc Polen 6258 Punkte
7. Paul Bailey Großbritannien 6252 Punkte
8. Vladimir Procek Tschechische Republik 6224 Punkte
9. Pavel Brezina Tschechische Republik 6190 Punkte
10. Michel Carnet Großbritannien 6160 Punkte
...
16. Armin Appel Deutschland 5660 Punkte
...
Einzelwertung Motorschirm-Trike doppelsizig (PL2):
1. Mikhail Kozmin/Dmitry Kryuchkov Russland 6342 Punkte
2. Helmut Stern/Olivia Zechner Österreich 6131 Punkte
3. Ruslan Grytsalo/Oleksandr Khlyebnikov Ukraine 6088 Punkte
4. István Kocsis/Livia Vargyai Ungarn 4417 Punkte
5. Jozsef Szilágyi/Krisztina Szilágyi Ungarn 3953 Punkte
6. Konrad Maurer/Robert Mario Schweiz 2435 Punkte
7. Itshac Galantee/Michael Dunaevsky Israel 1903 Punkte


Weitere Informationen unter: http://www.wmc2003.org